Ausstellungen

Gruppenausstellungen:

1979 „Eigene Arbeiten“ - Universität Hannover

1981 „Jahresausstellung“ - Universität Hannover

2017 "mobile only" - PH21 Gallery, Budapest

2018 "Die Teile und das Ganze“ – Bürgerhaus Hemelingen

2018 "Jubiläumsausstellung ARTi.G.“ - Rathaus Vechta

2022 "zuhause" - Haus der Fotografie Oldenburg

2022 "The Art of Photography" - PH21 Gallery / Valid World Hall, Barcelona

 

Einzelausstellungen:

2015 „in | or | out“ – NWZ-Galerie, Oldenburg

2015 „in | or | out“ – Palais Rastede, Rastede

2017 „public privacy" und „in | or | out“ – Kunstmix Produzentengalerie im Schnoor, Bremen

2018 „Wolfgang Nebel - Photography" - Schloss Evenburg, Leer

2018 „Wolfgang Nebel - Social Media" - ART i.G. | Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta

2018 „public privacy" - galerie@zentegra, Oldenburg

2021 "Transformation - Beyond Imagination" - GAF Galerie für Fotografie, Hannover

2022 "Transformation - Beyond Imagination" - CORE, Oldenburg

 

Rede von Klaus Elle zur Vernissage der Ausstellung "Transformation - Beyond Imagination" in der Galerie für Fotografie (GAF), Hannover, 2021:

 

 

Werte Freunde der Galerie, liebe Nachtschattengewächse der visueller Erleuchtung, werte Gestalter und Mitläufer der Globalisierung, liebe FotografenundInnen mit subjektiver Wahrnehmungsverkrümmung, verehrte Anwesende, lieber Wolfgang Nebel!

 

Wenn man sich in den Raum der zeitgenössischen, bildenden Kunst begibt und sich dabei die täglich produzierten Fotobildfluten vorstellt, die weltumspannend durch unsere digitalen Netzwerke strömen, dann bekommt man eine vage Vorstellung von unserem expandierenden Abbilduniversum. Dieser Abbildkosmos ist milchig durchzogen von schemenhaften Nebelbänken rätselhafter Symbolik, dann wieder grell erleuchtet von pulsierenden, ideologischen Sonnensystemen, gleichermaßen tief durchdrungen von nüchternen, dokumentarischen Datenbänken und allerorts dramatisch bevölkert von gigantisch umher fliegenden Asteroidenhaufen lächerlich kleiner PixelBrocken individueller Weltdeutung. Was für ein Flimmern und Irrleuchten, was für herrlich grazile Schöpfungen visueller Bedeutsamkeit. Farbig dahinschimmernde Photoshopsurrogate, depressive schwarze Löcher voller blockierter Auslöser, mediale Fusionen mit roten Magma-Blitzlicht-Teppichen und diese Unmengen verglühender Zwerge am grellen Selfiehimmel. 

Und schließlich wird man von der Verwirbelungsgeschwindigkeit millionenfacher Bildentwürfe erfasst, die uns in ein Chaos aus erschütterter Selbstbedeutsamkeit schleudern, wo oft Ordnung mit Geschwindigkeit verwechselt wird und Sinn mit erregter Oberflächenspannung.

Denn alles scheint erlaubt, alles ist möglich, jeder ist eingeladen bis zur eigenen Erschöpfung die Schöpfung erweitert zu gestalten. Wir sind frei das Ungesagte auszudrücken, wir erfinden selbstverliebt neue Regeln im Spiel der Elemente und delegieren jedes kreative Zucken ins Meer der kosmischen Interferenz. Die alten Grenzpfähle zwischen Kunst und Wissenschaft, zwischen Okkulten und Naturhaften, zwischen Wahrheit und Lüge, Realität und Abbild, zwischen Gestern und Morgen haben wir ausgerissen und nun liegen sie flach als Balancierstangen über ehemals trennenden Gräben. Aus gut bewachten, historisch gewachsenen Länderein haben wir Kontextdemokratien gemacht, bunte Allerweltsbiotope mit virtuellen Notausgängen zu irgendeiner second world. 

Der Raum der Kunst und besonders der, der digitalen Fotokunst, ist so weit, so grenzenlos lightgeroomt, so atemberaubend möglichkeitsgefüllt, dass man die fundamentalen Grundordnungen der altbekannten Realität, wie wir sie einmal zu kennen glaubten, wie lästige Fesseln an den Füßen der elektronischen Avatare hängen und wir sie am liebsten abtrennen möchten. 

Nun machen wir eine sanfte Landung aus der dünnen, poetischen Höhenluft und fragen und vielleicht: Wie können wir diese auseinanderdrifte Welt, und im ganz besonderen, die digitale Bildwelt irgendwie noch zusammendenken? Wo finden wir unseren Ort, unser kleines zu Hause im ästhetischen Universum und wie schaffen wir es dort entdeckt und gesehen zu werden, und wie kaufen wir uns gewinnträchtiges Aktienkapital in der Ökonomie der Aufmerksamkeit?

Ich nehme an, all diese Fragen werden Wolfgang Nebel nicht so wesentlich beschäftigt haben, denn er lebt nicht als freischaffender Fotokünstler in diesem eitlen, expandierenden Abbilduniversum. 

Und fälschlicherweise wollte man gleich sagen, Wolfgang Nebel sei ein Amateur. Nur wäre dieser Begriff ein völlig Unpassender für ihn, denn die exzellente Qualität seiner Fotoarbeiten, die Präzision seiner inhaltlichen Strategien und sein bildsicheres Auge sprechen eine völlig andere Sprache.

Wohl wahr, er ist ein Professor im digitalen Lehrbetrieb, ein weit bekannter Experte für Chipdesign, zudem ein beherzter Brückenbauer in die Welt der vielfältigen wirtschaftlichen Anwendungen hinein, aber er sieht nicht nur die immense Gestaltungskraft intelligenter Algorithmen, sein Paralleluniversum war immer schon der fotografischen Ausdrucksraum.

Während seines Studiums in Hannover war Wolfgang Nebel aktives Mitglied des ansässigen Fotoclubs, - das war übrigens noch die Zeit der magisch-analogen Fotografie mit schimmrig-glitschigen Silbersalzen auf Papier, die im Entwicklerbad zaghaft zum Vorschein kamen und natürlich mit diesem herrlich schläfrig-schönen Rotlicht in der Dunkelkammer, - eben in dieser analogen Zeit kam er in Kontakt mit prägenden Gestalten der deutschen Fotoszene, so einem wie UMBO, (mit richtigem Namen Otto Maximilian Umbehr) einem jung gebliebenen Bauhausschüler, der in den 20-iger Jahren stilprägend in Deutschland war und des Öfteren gab es auch inspirierende Begegnungen mit Heinrich Riebesehl, der damals Professor an der Fachhochschule war, der die Fluxusbewegung in den 60-jahren mit Beuys und Vostell fotografisch dokumentiert hatte und dessen Agrarlandschaften sich in unserem kollektiven Fotogedächtnis eingeprägt haben.

Wahrscheinlich war bei Wolfgang Nebel die hormonelle Gärhefe seiner Seele nicht aktiv genug, um ihn in eine riskante fotokünstlerische Laufbahn zu stürzen, obwohl er sicher die nötige Klasse dazu gehabt hätte, nein, er beendete sein Studium in Hannover in Elektrotechnik ging nach Kaiserslautern promovierte im Bereich Informatik, arbeitete für Philips in Hamburg und jetzt gleich der Sprung ins Heute wo er lange Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts OFFIS war, immer noch Professor an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg ist, er ist -jetzt bitte festhalten- Vorsitzender des edacentrum, Mitglied des Vorstands des its-mobility Verbands, Mitglied des Hauptvorstands des Bitkom, Mitglied und Sprecher des Themennetzwerks Informations- und Kommunikationstechnik der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften acatech, Fellow des IEEE sowie Mitgründer der ChipVision Design Systems AG. Er war von 2015 bis 2019 Wissenschaftlicher Vize-Präsident der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse e. V. Wolfgang Nebel ist ein international führender Experte für den Entwurf stromsparender Mikroelektronik-Schaltungen und Computer-Systeme und hat mehr als 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen publiziert. 

Holen wir nun wieder Luft und widmen uns den ausgestellten Bildern.

„Transformation - Beyound Imagination“ nennt er seine Fotoserie. Die in der Galerie ausgestellte Serie, beschreibt bildgewaltig, hyperrealistisch und atemberaubend präzis, wie in Beton gegossene, in Stahl gebaute, in die Erde gegrabene Industrieanlagen, oder eben auch häßlich monströse Ferientermitenbauten wie die in Prora, ihre Funktion verloren und mit neuen Ideen völlig ungeahnter Benutzungen, wieder in frischem Glanz auferstehen konnten. Scheinbar werden die Verfallsdaten unserer Hypothesen auf eine profitable Zukunft immer kürzer und wer die Gewalt auftauchender Megatrends übersieht, der muss seine Bauwerke der Phantasie anderer Investoren überlassen.

So produziert eine alte Fliegerlandebahn plötzlich solare Energie, im Kühlturm eines schnellen Brüters kreischen herumgewirbelte Menschen mit Lust und Angst auf einem Kettenkarussell, in tiefen Salzstollen eines Kalibergwerkes hetzen sich sehnige Läufer von Start bis zu einem krümeligen Ziel, in einer riesigen freitragenden Halle mitten im Kiefernwald bei Brandenburg sitzen tausende Besucher plötzlich zwischen tropischen Palmen und lauwarmen Wasserfällen wohin sie ihre Sehnsucht mit Mittelklasseautos für ein paar Stunden hingetrieben hat.

Wolfgang Nebel zeigt uns die Resultate all dieser baulichen Veränderungen in seinen großformatigen Fotografien vielleicht so, wie er seine mikroelektronischen Schaltpläne betrachtet, nur das dies eben gesellschaftliche Leiterplatten sind, wo die alten Schaltkreise nicht mehr funktionieren, wo man nun andere energiesparende Lust-Module installiert hat. Vielleicht ist sein fotografisches Objektiv eher eine hochpräzise Lupe ins zivilisatorische Geflecht des ewigen Wandels, der uns mittlerweile mit einer hohen Geschwindigkeit auf allen Ebenen begegnet.

Für seine gestochen scharfen Fotografien scheut Wolfgang Nebel keine Mühen, er lässt Drohnen fliegen, karrt Hebebühnen in die Landschaft, montiert aufwendig Einzelbilder zu geschmeidigen Panoramen, in stiller Hingabe zeigt er uns seine große Professionalität. Diese Bilder ergänzen das ewig wachsende Mosaik bildgewaltiger Welterklärungen, sie zeigen, dass nichts endgültig in Stein gehauen, in Beton gegossen, oder in Stahl getrieben worden ist, sie reflektieren, das faszinierende Veränderungen, gesellschaftliche Transformationen allgegenwärtig und nötig sind- und sie gelingen besonders dann, wenn der schöpferische Geist spielerisch frei und schön lebendig sein darf. Gerade in diesem kritischen Zeitpunkt unserer globalen Entwicklung sollten wir begreifen, dass die Zukunft in unseren Händen liegt, wir müssen herausfinden, wie wir die Zukunft auf diesem Planeten gestalten wollen.

In diesem Prozess brauchen wir Informatiker und Künstler, kluge Algorithmen und verbindende Leitbilder, unsere Welt braucht Imagination, beyond der alten fossilen Denkmodelle.

Freuen wir uns jetzt darauf, dass sich der Nebel lichtet und wir seine Fotos betrachten können.

 Auszug aus Ansprache gehalten von Martin Grapentin zur Eröffnung der Ausstellung in ARTi.G. 2018:

... die Zeiten ändern sich, manchmal zu langsam und nur im Verlauf mühsamer Prozesse.  Dann wieder disruptiv, unerwartet und schwer zu steuern. Aber sie ändern sich unablässig. 

 Und wir bewegen uns mit ihnen oder  auch in ihnen – ob wir wollen oder nicht.   Das wird  uns vor allem dann bewußt, wenn wir einen längeren Zeitraum betrachten. Diese Erkenntnis mag nicht neu sein.  Meine Generation  z. B. wurde  mit der sog. 68er-Bewegung erwachsen, wobei „68“ für Aufbruch und Befreiung stand. 

Auf den Straßen wurden Miniröcke getragen, die Hippie-Zeit begann. Aus den Radios tönten die Rolling Stones mit „Jumpin’ Jack Flash“ und die Beatels sangen „Hey Jude“. Oswalt Kolle wurde zum Aufklärer der Nation  (mit seinem Film „Das Wunder der Liebe“). Der Staatsanwalt drohte ihm deswegen mit Verhaftung. Ich selbst  sah den Film  -  aber  nur in Begleitung meiner Mutter...

Damals galt in Westdeutschland im Wesentlichen dasselbe Grundgesetz wie heute – und doch war es eine andere Republik. Frauen durften zwar ein eigenes Konto haben, brauchten aber die Erlaubnis ihres Ehemanns, wenn sie arbeiten wollten. Homosexualität war strafbar. Verfolgt werden konnte auch, wer ein Zimmer an einen Mann vermietete und dieser nach 22 Uhr von einer Frau besucht wurde, die nicht seine Ehegattin war.  - All das ist erst 50 Jahre her!

Meine Sehr verehrten Damen und Herren, bitte verzeihen Sie  mir diese vielleicht etwas elegisch anmutenden Reminszenzen an vergangene Jahrzehnte.  Ich will Sie damit nicht  aufhalten. Aber wenn ich eins in den vergangenen fünfzig Jahren gelernt habe, dann dies: Der Wandel ist kein Schreckgespenst!

Anfang der 90er Jahre   wurde das Internet  dann kommerziell nutzbar. Es gilt  vielen Experten als eine der größten Veränderungen des Informationswesens seit der Erfindung des Buchdrucks vor rund 500 Jahren. Es bot ungeahnte Möglichkeiten und hatte zunehmende Auswirkungen auf unser alltägliches Leben.  Verstärkt wurde diese Entwicklung  ab 2007 durch die  rasante Verbreitung von Smartphones. Von nun  an war der Internetzugang  sozusagen permanent in unserer Hosen- oder Handtasche  –  nur  nicht hier in der JVA!  Für junge Leute bedeutet es allerdings die  Höchststrafe, wenn sie ihr Smartphone abgeben müssen.  Ich weiß das von meinen Enkeln. 

Und im Jahr 2013 stellte der Bundesgerichtshof  dann fest, dass das Internet zur Lebensgrundlage von Privatpersonen gehört.  Heute fragen sich immer mehr Menschen: Nutzen wir es nur, oder hat  es UNS  bereits gefangen genommen?

Ja, seine Verbreitung hat zu umfassenden Umwälzungen in vielen Lebensbereichen geführt. Es trug einerseits zu einem Modernisierungsschub in vielen Unternehmen sowie zur Entstehung neuer Wirtschaftszweige bei,  hat  aber andererseits  zu einem grundlegenden Wandel des Kommunikationsverhaltens und der Mediennutzung - sowohl im beruflichen wie auch  im  privaten Bereich geführt. Darüber hinaus hat es einen  beachtlichen Verdichtungsprozess erzeugt: Wir müssen  immer mehr Entscheidungen in immer kürzerer Zeit treffen. 

Und  befinden wir uns vielleicht sogar in einer Beschleunigungsfalle, weil für Muße und Besinnung immer weniger Zeit bleibt.  Der  Soziologe Matthias Horx, einer der renommiertesten Trendforscher im  deutschsprachigen Raum, sagte kürzlich in einem Interview (NWZ 2.1.2018): „Jede Webseite bombardiert uns heute mit einer Flut von irren  Geschichten, in jeder Talkshow wird das Ende von Demokratie, Männern, Wohlstand oder Europa beschworen. Dagegen hilft nur eine kluge Ignoranz, die nicht jeden Shitstorm ernst nimmt.“  Die Überfülle an Informationen läßt die Zeit rasen – geht aber nicht in die Tiefe unseres Herzens und unserer Seele.

Hier nun kommt  der Informatiker, Wissenschaftler  und Fotograf Prof. Dr. Wolfgang Nebel ins Spiel. Gekonnt  und sensibel hat er  durch seine Arbeiten  viele reale  Augenblicke  dieser durch die Digitalisierung getriebenen  inneren und äußeren Veränderungen der Gesellschaft eingefangen und  für den Betrachter  visibel  gemacht. 

Damit hält er uns zugleich einen Spiegel vor, der uns fragt:  Wie bauen wir uns  eigentlich heute unser Weltbild zusammen? Wir sehen die Nachrichtensendungen im Fernsehen, lesen eine oder mehrere Tageszeitungen und sind in Sozialen Netzen vernetzt. Ja, viele schließen sich  einer Gruppe an,  die  möglichst  genauso   denkt und empfindet wie man selbst. -  Können wir noch differenzieren zwischen irrealen Ängsten und realer Bedrohung?

Und hat nicht auch bereits das Fernsehen zu einer  gewissen Banalisierung  des öffentlichen Lebens geführt. Bisweilen  stöhnen wir  über die Informationsflut  und befürchten, dass uns  dadurch der Blick für das Wesentliche und Ganze und damit  vielleicht ja auch ein Stück  Toleranz verloren gehen könnte.  Sind wir  wirklich noch da, wo wir gerade sind, oder  durch Soziale Medien  der gegenwärtigen  realen Situation  ein Stück entrückt? Nicht nur Soziologen sorgen sich  um die   Vereinzelung  und  Verrohung von Menschen. 

Wolfgang Nebel lehrt an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg, ist Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts OFFIS und als Wissenschaftler  hoch anerkannt und  weltweit vernetzt. Darüber hinaus  ist er  u. a.  Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften acatech und hat  über 200 wissenschaftliche Veröffentlichungen  publiziert. Als Wissenschaftler arbeitet er faktenbasiert und nutzenorientiert. Weder fürchtet  er die  fortschreitende Digitallisierung als  den großen Zerstörer,  noch verherrlicht er sie als  Erlöser.

Mich rührt es irgendwie an, dass er  - und ich möchte fast sagen,  trotz seiner beruflichen Kompetenz  -  als Fotograf auch die  soziologischen Bewegungen mit in den Blick nimmt. Fotografen  sehen anders. Es gelingt ihnen, mehr festzuhalten als das Offensichtliche. Sie können Objekte und Situationen sprechen lassen. Sie beobachten Details und Zusammenhänge, haben ein Gespür für das Besondere eines Augenblicks und lenken unsere Aufmerksamkeit auf Dinge, die wir ohne ihre Arbeiten nicht wahrgenommen hätten. Schon wärend seines Studiums an der Universität Hannover setzt Wolfgang Nebel sich intensiv mit zeigenössischen Fotografen auseinander und ist Mitbegründer der  dort noch heute aktiven  „foto-ag“.

Den  skizzierten Fragestellungen  nähert er sich  durch zwei Zielrichtungen seiner fotografischen Arbeit. 

In den Jahren 2013 bis 2015 hat er mit einem Smartphone Spiegelungen, Transparenzen und Fenster zum Thema einer Serie mit dem Titel „in/or/out“ fotografiert. Fasziniert von den Möglichkeiten und Qualitäten der Smartphone-Fotografie hat er die Nachbearbeitung am Computer auf minimale Korrekturen beschränkt. Die Fotografien entstanden weltweit an unterschiedlichsten Orten. Wolfgang Nebel „zeigt  Menschen, die aus geschützten Komfortzonen heraus die Außenwelt durch Fenster betrachten.“ Und wir Betrachter der Fotos fragen uns ganz unvermittelt: „Was ist echt? Was ist Spiegelbild?“ Ist es ein  Original oder nur eine  Epigone?

Seit 2016 beschäftigten ihn  in einer neuen Serie mit dem Titel „public privacy“ Gruppen von Menschen, die in der Öffentlichkeit miteinander interagieren, aber gleichzeitig global über das Internet „mit anderen kommunizieren, konsumieren, flirten oder sich informieren.  Das Smartphone ermöglicht diese Omnipräsenz. Ich bin in realer, personaler Gesellschaft und gleichzeitig im Dialog mit unsichtbaren Dritten“  irgendwo auf der Welt.